Sybille und Hartmut Jatzko

        

            Erfahrungsbericht       

        

                   Erfahrungsbericht

Mein Name ist Melanie Klinke - Moser, ich bin 33 Jahre alt. Im Februar 1996 starben meine Eltern bei dem Flugzeugabsturz der Birgenair in der Dominikanischen Republik.

Ich habe noch drei jüngere Geschwister, damals 9 Jahre und Zwillinge mit 17 Jahren.

Es war das erste große Flugzeugunglück bei dem so viele „Deutsche“ ums Leben gekommen sind.

Vor 13 Jahren gab es noch kein NOAH (Koordinierungsstelle Nachsorge, Opfer -.und Angehörigen-Hilfe) sowie direkte Anlaufstellen und nur sehr wenige Notfallseelsorger.

Das Internet und Handys waren noch nicht im täglichen Gebrauch somit waren Zeitung und TV die einzige Informationsquelle. Alles war unkoordiniert im Umgang mit Hinterbliebenen nach so einem Schadensereignis im Ausland, viele Dinge liefen schief.

In Eigeninitiative luden die Jatzkos drei Monate später zum ersten Hinterbliebenentreffen nach Frankfurt ein.

Die Zeit davor waren wir einzig und allein auf uns gestellt, wir hatten keinen Kontakt zu anderen Hinterbliebenen und nicht wirklich viele offizielle Informationen über das Unglück.

An dieser Stelle vielen herzlichen Dank an die Jatzkos für ihre Eigeninitiative, ihr spontanes Handeln und ihr Engagement für unsere Schicksalsgemeinschaft.

Letzte Woche nahm ich an dem ersten offiziellen Treffen der Hinterbliebenen des Flugzeugabsturzes der Air France, in Düsseldorf teil .

Ich war sehr beeindruckt über den Ablauf und die Organisation dieses ersten Treffens. Es war alles bis ins kleinste Detail geplant, in einem Rahmen der sehr sensibel auf die Interessen und Bedürfnisse der Hinterbliebenen einging.

Für die Angehörigen bestand die Möglichkeit schon freitags anzureisen und kostenfrei zu übernachten sowie ein erstes kennen lernen  mit weiteren Hinterbliebenen und Notfallseelsorgern.

Am Samstagmorgen wurden alle nach dem Frühstück mit dem Shuttle zur Kirche gefahren. Dort wurden sie in einem von der Presse abgeschirmten Bereich untergebracht wo nun auch die anderen Hinterbliebenen hinzukamen. Es war eine erste Möglichkeit untereinander in Kontakt zu kommen.

Um 11 Uhr begann der Gedenkgottesdienst, dieser war sehr würdevoll und mit herzlicher Anteilnahme gestaltet, was sehr wichtig ist für die Betroffenen im Hinblick auf die Achtung und Wertschätzung der Verstorbenen.

Nach dem Gottesdienst fand ein gemeinsames Mittagessen statt. Die Angehörigenverteilten

Sich auf 12 Tische, an jedem Tisch saß ein Betreuer.

Nach dem Essen bestand die Möglichkeit Fragen zu sammeln die später von den zuständigen Behörden beantwortet wurden.

Im Laufe des Nachmittages standen nun Air France, IDKO, NOAH, AA, etc. für alle wichtigen Fragen der Hinterbliebenen zur Verfügung .Alle stellten sich den Fragen offen gegenüber und beantworteten diese ausführlich.

Durch Gespräche mit den Hinterbliebenen stellte ich immer wieder Parallelen zu meinen Erlebnissen fest, einige Dinge liefen immer noch gleich ab z.B. das wütender Spurensicherung in der Wohnung- wer putzt alles wieder weg und mit was? Oder die Presse weiß mal wieder alles?!

Die meisten Dinge haben sich jedoch sehr verbessert.

Für mich persönlich war es eine große Ehre am Gottesdienst mitzuwirken und mich an der Betreuung der Angehörigen zu beteiligen.

An dieser Stelle möchte ich auch ein großes Lob an die Notfallseelsorge und  natürlich an NOAH aussprechen, es war alles super geplant und organisiert…und an die Bundesrepublik Deutschland die extra Gelder dafür gibt um diese Stelle zu finanzieren.

Denn sie ist  so unendlich wichtig!!!!

Ich freue mich das sich soviel positiv verändert hat: seit Februar 1996.

Melanie Klinke - Moser

 

    

 
 
 
 
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